Definitionen Nachhaltigkeit

Herkunft des Begriffes

Der Begriff und das Prinzip der Nachhaltigkeit finden sich bereits vor knapp 300 Jahren in einer Definition aus der deutschen Forstwirtschaft. Nachhaltigkeit wird hier als die „erhaltende Nutzung der natürlichen Lebensgrundlagen durch den Menschen“ bezeichnet (HENNING 1991). 

Agenda 21

Auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) in Rio de Janeiro beschlossen im Jahr 1992 Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen sowie von vielen Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) aus insgesamt 172 Staaten ein entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert: die Agenda 21.

Die Agenda 21 setzt zur Lösung gegenwärtiger und zukünftiger Umweltprobleme auf das Prinzip der Nachhaltigkeit. Der Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ oder auch ‚Nachhaltige Entwicklung‘ findet seitdem als Leitbild für eine zukunftsfähige Entwicklung der Menschheit oftmals Erwähnung.

Die Definition von nachhaltiger Entwicklung, die der Agenda 21 entspricht, ist die einer veränderten Wirtschafts-, Umwelt- und Entwicklungspolitik, die die Bedürfnisse der heutigen Generationen befriedigt, ohne die Chancen künftiger Generationen zu beeinträchtigen.

Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit

Durch den Abschlussbericht der Enquete-Kommission des deutschen Bundestages zum "Schutz des Menschen und der Umwelt" 1998 fand das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit, auch als magisches Dreieck der Nachhaltigkeit bekannt, Verbreitung. In diesem Bericht ist folgende Erklärung zu finden: „Nachhaltigkeit ist die Konzeption einer dauerhaft zukunftsfähigen Entwicklung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimension menschlicher Existenz. Diese drei Säulen der Nachhaltigkeit stehen miteinander in Wechselwirkung und bedürfen langfristig einer ausgewogenen Koordination."

Weiterführende Diskussionen

Die heute geläufigen Definitionen von Nachhaltigkeit sind vielfach kritisiert worden. Zum einen wurde der Begriff Nachhaltigkeit immer wieder als grüne Weste für fragwürdige Entwicklungen missbraucht und auf die Formel: Nachhaltigkeit = andauernd stabile Entwicklung" reduziert. Zum anderen haben Vertreterinnen und Vertreter verschiedener religiöser und ethnischer Minderheiten darauf hingewiesen, dass viele in der Diskussion um Nachhaltigkeit benutzen Begriffe und Konzepte auf westlichen kulturellen Annahmen beruhen und damit ihre eigenen kulturellen und ökologische Erfahrungen marginalisiert werden.

Tiefenökologie

So plädieren einige Vertreterinnen und Vertreter der Tiefenökologie z.B. dafür, den heutigen Anthropozentrismus in der Umweltdebatte durch einen Ökozentrismus zu ersetzen. Nachhaltigkeit zielt dann auf die langfristige Überlebensfähigkeit der Ökosysteme statt diese dem ausschließlichen Ziel menschlicher Interessen unterzuordnen.

Empathie und Verantwortung

Religiöse Gemeinschaften weisen oft auf das Fehlen von Aspekten wie Liebe, Empathie, Verantwortung oder Sorge Tragen für die Erde und die Natur hin und bemängeln das stark funktionale Verständnis vieler Nachhaltigkeitserklärungen.

Intrinsische Werte

Gegen eine statische Denkweise des Begriffes Nachhaltigkeit wehren sich verschiedene  Ansätze, die vielmehr Wandelbarkeit, Flexibilität und Vielfalt in das Zentrum ihrer Vorstellungen stellen und die die lebendige Natur als Wert an sich (als intrinsischen Wert) schützen möchten.

Verständnis natürlicher Prozesse

Von nativen Völkern und auch Frauenvereinigungen - eine der bekanntesten Fürsprecherinnen ist die alternative Nobelpreisträgerin Vandana Shiva - wird häufig der Einwand vorgebracht, dass der Begriff einer nachhaltigen Entwicklung eine instrumentelle Haltung gegenüber der Natur zum Ausdruck bringe. Statt Natur und Umwelt zu entwickeln, plädieren sie dafür, natürliche Prozesse unterstützend zu fördern.

Quellen:

  • Busch-Lüty, C. 1992: Nachhaltigkeit als Leitbild des Wirtschaftens. In: Politische Ökologie, Sonderheft 4: 6-12. München. (pdf hier)
  • Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Agenda 21 (pdf hier)
  • Henning, R. 1991: Nachhaltswirtschaft. Der Schlüssel für Naturerhaltung und menschliches Überleben. Quickborn.
  • Shiva, Vandana: www.navdanya.org
  • Zimmerman, Michael E. 2001: Environmental Philosophy. From Animal Rights to Radical Ecology. Prentice Hall
"Nachhaltigkeit bedeutet anstelle des anthropozentrischen Anspruchs auf Naturbeherrschung die intelligente Einführung menschlichen Wirtschaftens in die Funktionsabläufe der Natur; diese gesund zu erhalten ist das oberste Gebot der Nachhaltigkeit, und dies eben nicht nur im Hinblick auf ihre Nützlichkeit für den Menschen." C. Busch-Lüty