Orientierung auf Gut Sannum
Das besondere eines Ortes erfahrbar machen
Die Annäherung an einen Ort ist wie die Annäherung an einen Menschen. Es reicht nicht, allein die äußeren Merkmale zu sehen. Es geht auch darum, Wesen und Qualitäten zu erkennen, um eigene Beziehungen knüpfen zu können. Ein barrierefreies Orientierungssystems birgt die Chance, Besucher_innen über die Hinweise auf Ortspunkte hinaus Anknüpfungspunkte für die eigene Wahrnehmung anzubieten und das Finden eigener Perspektiven zu ermöglichen.

Was ist das eigentlich prägende und besondere an diesem Ort? Was möchten die Menschen, die hier leben und arbeiten, über Gut Sannum erzählen? Welche Perspektiven sollen ermöglicht werden?
Bei der partizipativen Gestaltung eines Orientierungssystemes für Gut Sannum waren dies die zentralen Fragen. Um eine für Besucher_innen optimale Orientierung und einen auf die Besonderheiten des Projekts zugeschnitten Zugang zu diesem Ort zu entwerfen, veranstalteten wir mit Bewohner_innen und Mitarbeiter_innen von Gut Sannum einen Designworkshop zum Thema Orientierung und Wahrnehmung. Denn wer weiß besser, welche Geschichten ein Ort erzählen kann, als die Menschen, die hier täglich ihre Zeit verbringen? Einen Tag lang begaben wir uns gemeinsam auf die Suche: zeichneten, beobachteten, ließen die Dinge sprechen, sammelten, tauschten uns aus und gestalteten.
Die Vielfältigkeit dieses Ortes wurde dabei deutlich: Gut Sannum bietet ein unglaubliches Spektrum an Wahrnehmungs- und Erfahrungsmöglichkeiten, an Orten und Plätzen zum Entdecken und Erfahren.
Die Ergebnisse des Workshops bildeten die Grundlage für die Entwicklung eines Orientierungssystemes mit verschiedenen integrierten Erlebnisstationen. Dabei achteten wir insbesondere darauf, mögliche Barrieren für Menschen mit Behinderungen zu überbrücken.
Durch eine farbliche Zonierung, sowie die Verwendung von Piktogrammen wird die Orientierung auf Gut Sannum für Menschen mit Lernbeeinträchtigungen, aber auch für Kinder, erleichtert. Informationsausschilderungen sind unterfahrbar und in rollstuhlgerechter Höhe angebracht. Ein Audioguide mit GPS-Funktion soll zukünftig insbesondere die Orientierung für Menschen mit Seheinschränkungen erleichtern. Verschiedene Erlebnisstationen, die ebenfalls aus dem Workshop hervorgegeangen sind, werden zukünftig die Blicke der Gäste schärfen und auf Besonderheiten des Ortes eingehen.
Das Orientierungskonzept wurde im ersten Bauabschnitt bereits eingesetzt und wird für die nächsten Bauabschnitte weiter entwickelt.
Valerie Stephani, unsere Produktdesignerin, führte die Arbeit nicht nur federführend durch, sondern bearbeitete das Projekt in ihrer Diplomarbeit mit dem Titel Design for ability: Behinderung, Inklusion und Partizipation an der Bauhaus Universität Weimar. Ihre vollständige Arbeit können Sie unter diesem Link herunter laden.
