Gut Sannum - Freiraum für Alle

Eine Planungswerkstatt bringt unerwartete Ideen

Ursprünglich sollten die Außenanlagen von Haus Sannum neu gestaltet werden, um den Bedürfnissen der Bewohner_innen besser zu entsprechen. Zu diesem Zweck wurde vom Institut für Partizipatives Gestalten eine 3-tägige Planungswerkstatt durchgeführt, an der Bewohner_innen, Mitarbeiter_innen  sowie die Leitung von Haus Sannum und Vertreter_innen des Bezirksverbands Oldenburg teilnahmen. Die Planungswerkstatt übertraf die Erwartungen aller bei Weitem. So wurden nicht nur Ideen für die Außenanlagen erarbeitet. Am Ende der Werkstatt stand ein mutiges und umfassendes Gesamtkonzept für die Gestaltung und zukünftige Ausrichtung der Einrichtung insgesamt. Aus Haus Sannum wurde Gut Sannum. Ein Freiraum für Alle!

Gut Sannum - Freiraum für Alle

Einen Gutshof verbinden wir mit der Vorstellung des Wohnens und Arbeitens als große Gemeinschaft an einem Ort, der durch Gärtnerei, Landwirtschaft, Handwerk und Kontakt mit Natur vielfältige Möglichkeiten für ein gesundes, aktives und abwechslungsreiches Leben bietet. Sannum bietet dabei Freiräume für Alle und öffnet sich durch die Umgestaltung zu einem barrierefreien Naherholungsgebiet: für Menschen mit und ohne Behinderungen und für Menschen jeden Alters. Auf diese Weise ist Gut Sannum ein vorbildliches Projekt der Inklusion: ein Ort der Begegnung, der Begleitung und der persönlichen Entfaltung, je nach den individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten jedes Einzelnen von uns.

Gut Sannum strebt eine barrierefreie Gestaltung der Freiräume an - das ist eine Herausforderung auf einem ländlichen Hof mit Gärten, Landwirtschaft und Wald. Alle Hauptwege werden Rollstuhl- und Rollatorgerecht gestaltet, das Leitsystem hilft bei der Orientierung und wird verschiedene Sinne ansprechen, Erlebnis- und Spielstationen laden ein, sich der Umwelt auf vielfältige Art und Weise zu nähern. Aber auch dort, wo die barrierefreie Zugänglichkeit und Nutzbarkeit nicht vollständig erreicht werden kann, soll die Neugestaltung dazu animieren, natürliche Barrieren kreativ zu nutzen und sie als positive Herausforderungen zu begreifen. Auch das therapeutische Angebot, z.B. im Kontakt mit den Pflanzen und Tieren, soll anregen, eigene Freiräume zu erkunden und auszuweiten.

Regionale Naherholung für Menschen mit und ohne Behinderung

Im Sinne der Inklusion hat sich Gut Sannum darüber hinaus geöffnet und ist zu einem Ort für Besucher_innen mit und ohne Behinderung geworden, der mit allen Sinnen erforscht, wahrgenommen und erlebt werden kann. Für Menschen mit Behinderung gibt es nur wenige Möglichkeiten, einen barrierefreien Ausflug in die Natur zu unternehmen. Gut Sannum macht dies nun möglich.

Schon jetzt erhält Sannum viel Besuch: Bekannte und Verwandte besuchen die Bewohnerinnen und Bewohner, Spaziergänger wandern über das Gelände, Besucher kaufen im Hofladen ein und genießen die Torten des Cafés. Darüber hinaus hat Gut Sannum ein sehr großes und bisher ungenutztes Potential, ein attraktives Naherholungsziel, insbesondere auch für Menschen mit Behinderungen, zu werden.

Mit seinem spezifischen Angebot wird Gut Sannum in ganz Deutschland einzigartig sein. Die Biolandgärtnerei, ein Bauernhof mit schützenswerten Haustierrassen zum Anschauen und Streicheln, eine wunderschöne Natur für barrierefreie Spaziergänge und kleine Wanderungen durch die Gärtnerei, den Hutewald und entlang der Hunte und ein ausbaufähiges Angebot von Hofladen, Werkstätten und Café bieten ungeahnte Synergien im Sinne der hier wohnenden und arbeitenden Menschen. Für Bewohner und Gäste mit und ohne Behinderungen kann ein ganz besonderes Freizeit- und Therapieangebot entstehen. Darüber hinaus erschließt gerade der touristische Bereich die vorhandenen Ressourcen auch ökonomisch äußerst sinnvoll. Finanzielle Freiräume zur Realisierung weiterer Angebote für Bewohnerinnen und Bewohner sowie für Gäste können mit Hilfe des touristischen Angebots erwirtschaftet werden.

Natur und Naturerlebnis sind ein großes Potential von Sannum. Sannum ist ein Ort um Gelassenheit und Ursprünglichkeit zu erleben. Damit die Natur ihren vollen therapeutischen Effekt entfalten kann, gilt es auch sie selbst so ursprünglich wie möglich zu erhalten. Daher umfasst das Konzept auch einen eng mit dem Naturschutz verbundenen, ökologischen und extensiven Gartenbau und eine Landwirtschaft, die auf eine nachhaltige Nutzung unserer natürlichen Lebensgrundlagen setzen. Bewohnerinnen und Bewohner als auch Gäste können so die Heilungskräfte der Natur im eigenen Erleben genießen.

Beteiligung bei Planung und Umsetzung

Das Projekt „Gut Sannum - Freiraum für Alle“ machte ernst mit Beteiligung und Inklusion. Mit Hilfe des partizipativen Ansatzes des IPG brachten sich die Bewohner_innen und Mitarbeiter_innen sowohl planerisch in der Planungswerkstatt sowie in einem Workshop zum Orientierungssystem ein, als auch bei der praktischen Umsetzung. So entstand mit ihrer Hilfe während einer Spielbaustelle der neue Spielplatz und sie wirkten bei zahlreichen Bauaufgaben aktiv mit. Auch alle Pflanzarbeiten wurden von den Sannumern geleistet. Wir sind überzeugt, dass diese Konsequenz in Anspruch und Umsetzung den besonderen Erfolg des Projektes ausmacht und ihm dadurch viele Unterstützer_innen beschert hat. Allen Beteiligten danken wir für die großartige Zusammenarbeit!

Wir danken den folgenden Institutionen und Firmen, sich in besonderem Maße auf die partizipative Arbeitsweise eingelassen zu haben: allen Bewohner_innen und Mitarbeiter_innen von Gut Sannum, (www.gut-sannum.de), Bezirksverband Oldenburg (www.bezirksverband-oldenburg.de), Borchers Straßen- und Landschaftsbau GmbH (www.borchers-galabau.de), Holzfreunde Thorsten Himmelmann (www.holzfreunde.info).

 

Planungswerkstatt & Gesamtkonzept: 2010
Umsetzung: Bauabschnitte "Zentrum" und "Garten" 2012, Bauabschnitt private Freiflächen 2013, Bauabschnitt Wanderwege 2013/2014
Laufzeit: offen

"Schönheit entfaltet sich erst in der Vielfalt der Möglichkeiten, nicht in der Einheit der Norm."