Partizipations- & Gestaltungskompetenzen
Gestalter und Gestalterinnen können durch entsprechende Kompetenzen zur Entwicklung lebendiger Systeme beitragen. Diese Kompetenzen bezeichnen wir als Partizipations- und Gestaltungskompetenzen.
- Partizipationskompetenzen
- Prozessverständnis
- Umsetzungsvermögen
- Praktisches Erfahrungswissen
- Reflexionsvermögen
- Gestaltungskompetenzen
- Anwendung von Gestaltungsprozessen
- Anwendung von Gestaltungsmethoden
- Integriertes Fachwissen
- Feldintuition
Partizipationskompetenzen beschreiben die Fähigkeiten des Gestaltenden, eine Haltung der Teilnahme durch Einlassen und Zulassen einzunehmen. Darauf aufbauend beschreiben Gestaltungskompetenzen die Fähigkeiten, konkrete Werkzeuge und Methoden während der Gestaltung einzusetzen.
1. Partizipationskompetenzen
Lebendige Systeme sind permeabel und flexibel. Sie verlangen besondere Fähigkeiten im Umgang mit Ihnen. Als Gestaltende sind wir uns bewusst, dass wir immer Teil der Systeme sind, in denen wir agieren. Diese Erkenntnis verlangt besondere Partizipationskompetenzen. Diese Kompetenzen ermöglichen uns eine nachhaltige und co-kreative Teilhabe an den Systemen, in denen wir gestalten.
1.1. Prozessverständnis
Gestaltende, die offen, flexibel und kreativ mit zeitlichen und räumlichen Entwicklungen und Veränderungen umgehen können, die sowohl ihre Projekte, als auch sie selbst betreffen, zeigen allgemeines Prozessverständnis. Gestaltende mit Prozessverständnis sind in der Lage, Sukzession in die Gestaltung einzubeziehen. Sie zeigen Bereitschaft aus Erfahrungen zu lernen, können in festgefahrenen Situationen beweglich agieren sowie Lieblingsideen und feste Bilder aufgeben. Prozessverständnis umschreibt damit auch die Einsicht, dass in einer Welt, in der die Dinge aktiv aneinander teilhaben und in Beziehung zueinander stehen, dialogische Offenheit notwenig ist, um lebendige und damit nachhaltige Prozesse zu unterstützen. Prozessverständnis ist etwas anderes als die Anwendung von Gestaltungsprozessen (s.u.).
1.2. Umsetzungsvermögen
Umsetzungsvermögen beschreibt die Fähigkeit sich handelnd einzubringen und den eigenen Konzepten und Ideen mit den entsprechenden Werkzeugen zum Leben zu verhelfen. Wie in einem guten Dialog kommt es dabei darauf an erfassen zu können, wann am meisten durch Zuhören und Verstehen - und bei der Umsetzung durch Beobachten und Abwarten - gewonnen ist und wann und in welcher Form man sich selbst einbringt, um den Dialog im Sinne eines reichhaltigen Austausches zu fördern und Gestaltung konkret umzusetzen. Dies schließt die Beeinflussung der Prozesse auf Basis einer qualifizierten Bewertung ein.
1.3. Praktisches Erfahrungswissen
Praktisches Erfahrungswissen ist Wissen, das auf der direkten Partizipation mit der Mitwelt beruht. Es entsteht aus der konkreten praktischen Auseinandersetzung mit den jeweiligen Systemen und der Umsetzung der eigenen Konzepte und hilft, das eigene Fachwissen sowie die eigene Feldintuition zu erweitern und zu vertiefen.
1.4. Reflexionsvermögen
Reflexionsvermögen zeigt sich, wenn Gestaltende ihre eigene Rolle und damit ihre Teilhabe an Systemen als Menschen, soziale Wesen oder als Elemente der Welt reflektieren, Schlüsse daraus ziehen und dieses Verständnis in ihre Arbeit einbeziehen.
2. Gestaltungskompetenzen
Gestaltende sind für uns keine unbeteiligten Planerinnen und Planer, die schlüsselfertige Resultate abliefern. Das widerspräche unserem Verständnis von lebendigen Systemen. Unter Gestaltungskompetenz verstehen wir das Vermögen, durch die Art und Weise des Gestaltens eine Lebendigkeit fördernde Entwicklung zu unterstützen. Gestaltungskompetenzen umschreiben dabei die Fähigkeiten mit den Werkzeugen und Methoden umgehen zu können, die uns beim Gestalten direkt helfen.
2.1. Anwendung von Gestaltungsprozessen
Jede Gestaltung durchläuft einen generativen Gestaltungsprozess, eine Abfolge von Denk-, Fühl- und Handlungsschritten, die zu einer gelungenen Gestaltung führen. Gestaltungsprozesse lassen sich strukturell durch Hilfsschemata unterstützen. In aller Regel entwickelt aber jeder Gestaltungsprozess eine zusätzliche Eigendynamik. Für das Gestalten lebendiger Lösungen ist es wichtig, die Dynamik von Gestaltungsprozessen zu verstehen, sich auf sie einlassen zu können, mit ihnen zu arbeiten, sie zu reflektieren und für Dritte nachvollziehbar sichtbar zu machen. Unser Prozessverständnis resultiert aus der jahrelangen Konzeption, Durchführung, Dokumentation und Reflektion von Gestaltungsaufgaben.
2.2. Anwendung von Gestaltungsmethoden
Unter Gestaltungsmethoden fassen wir alle Methoden und Techniken zusammen, die innerhalb eines Gestaltungsprozesses zum Einsatz kommen. Das können z.B. Beobachtungs-, Wahrnehmung-, Darstellung-, Analyse- oder Entwurfsmethoden sein. Im Institut verfügen wir über ein umfangreiches Repertoire bereits erfolgreich erprobter Methoden. Auf dieser Grundlage aufbauend entstehen oftmals an die jeweilige Aufgabenstellung angepasste neue Methoden. Methodik darf nicht zu einer Ideologie werden. Unter Methodenpluralität verstehen wir daher die Fähigkeit auf diverse Herausforderung mit der Entwicklung angepasster Methoden reagieren zu können.
2.3. Integriertes Fachwissen
Fachwissen ist das inhaltliche Fundament, auf dem sich Gestaltungsprozesse mit ihren spezifischen Methoden erst entfalten können. Uns ist es daher wichtig, jede Gestaltungsaufgabe auf der Basis soliden Fachwissens über das jeweilige Thema zu gründen.
2.4. Feldintuition
Die Gestaltungskompetenzen runden sich ab durch Feldintuition. Unter der Feldintuition verstehen wir das empathische Einlassen auf die nicht sichtbaren und nicht analysierbaren Faktoren einer Gestaltungsaufgabe. Das können kulturelle, normative, psychologische oder spirituelle Faktoren sein, die den Kontext eines Problems stark prägen ohne oberflächlich in Erscheinung zu treten oder rational fassbar zu sein.
Weitere Informationen zu Gestaltungskompetenzen
Die Entwicklung unserer Partizipations- und Gestaltungskompetenzen gründet sich auf unsere Arbeit mit landschaftsarchitektonischen und permakulturellen Gestaltungsansätzen seit 1998.
In der Bildung für nachhaltige Entwicklung wird häufig ein Konzept von Gestaltungskompetenzen verwendet, das sich weniger methodisch orientiert, sondern normative Erziehungsideale formuliert. Informationen darüber finden sich auf der Webseite von Transfer 21.

