Gestaltungsprozesse

Gestaltungsaufgaben sind komplexe Aufgaben. Sie lassen sich weder rein linear fassen, noch bearbeiten oder lösen. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist ein strukturiertes Vorgehen nötig, das wir inhaltlich und methodisch klar moderieren. Gerade diese Strukturierung unterstützt Gestaltende, sich offen und flexibel in Komplexität bewegen zu können.

Prozesse und Haltung

Unser Verständnis für Gestaltungsprozesse ist in einer steten wechselseitigen Befruchtung zwischen Theorie und Praxis in unserer eigenen Arbeit entstanden. Unterstützt haben uns dabei unsere Beobachtungen von gelungenen Gestaltungsprozessen, die wir in Kunst, Architektur, Bildung oder Wirtschaft unter die Lupe genommen haben. Allen Gestaltungstheorien, linearen Planungsverfahren und allem Prozessmanagement zum Trotz, konnten wir immer wieder die erstaunliche Beobachtung machen: gelungene Gestaltung resultiert vor allem aus einer Haltung der Akteure gegenüber der Gestaltungsarbeit. Diese Haltung charakterisiert sich

  • durch die Bereitschaft zu einer tiefe Auseinandersetzung mit den jeweiligen Themen, so dass sich die persönlichen Prozesse mit dem Gestaltungsprozess durchdringen,
  • durch die Bereitschaft der Gestaltenden sich auf den Prozess einlassen zu können, statt ihn kontrollieren oder managen zu wollen,
  • durch die Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse aller Partizipateure,
  • durch den Willen, den vorhandenen Potentialen ihren Raum zuzugestehen
  • durch die Bereitschaft, Krisen und Herausforderungen als Möglichkeit zu begreifen alte Muster im Denken und Handeln zu überwinden und
  • durch das Vertrauen in die Validität der Ergebnisse lebendiger Prozesse, auch wenn diese nicht mit den ursprünglichen Intentionen übereinstimmen.

Die Gestaltungsprozesse, die auf diese Weise entstehen, tragen verschiedene Eigenschaften:

  • sie sind generativ, das heißt sie generieren ihre eigenen Prozessschritte, ihre eigene Zielsetzung, ihre eigenen Methoden und die Ergebnisse,
  • sie erzeugen Emergenz, das heißt, sie führen über das hinaus, was in sie hineingegeben wurde, indem sie z.B. mehr Kontextbewusstsein, neue Ideen, kollektive Intelligenz und unvorhergesehene Lösungen produzieren.

In der Regel beobachten wir in unzähligen Ausprägungen folgendes Muster:

Verbindung zum Kontext

In einer ersten Phase nehmen die Teilnehmenden eines Gestaltungsprozesses Verbindung zum Kontext auf. Dies geschieht durch eine Vielzahl jeweils angepasster Methoden, seien dies Beobachtungs-, Analyse-, Entwurfs-, oder Kreativmethoden. In dieser Phase stellen wir immer wieder fest, dass es fördernd ist, wenn die Teilnehmenden auf ihre persönlichen Bedürfnisse mit einer entsprechend individuellen Methodenwahl eingehen können und sich dann zur Förderung des gemeinsamen Prozesses über die Ergebnisse informieren. Durch die abwechselnd individuelle und gemeinsame Bearbeitung der Informationen entsteht eine Verdichtung, die eine intensive Verbindung zum Feld der Aufgabe erzeugt.

Feldintuition

Dieser Punkt im Prozess, an dem die Teilnehmenden ein fast körperliches Gefühl empfinden, mit der Aufgabe und dem Kontext in Verbindung zu stehen ist unser erstes methodisches Anliegen. Wir nennen den Kontext und die darin wirkenden Kräfte auch das Feld. Das Wissen, das aus der Verbindung mit dem Feld entsteht, nennen wir die Feldintuition. Sie leitet den weiteren Prozess.

Entwurfsarbeit

Erst jetzt ist ein Agieren möglich, dass sich nicht auf mitgebrachte Annahmen, persönliche Präferenzen und Vorurteile stützt, sondern auf einem gemeinsamen Verständnis des Feldes. Von diesem Punkt ausgehend kann der weitere Prozess sehr genau strukturiert und methodisch unterfüttert werden, es ist nun möglich genaue Ziele und Aufgaben zu formulieren. Das konkrete Entwerfen wird an diesem Punkt zu einem kreativen, erfüllenden und oft spontanen Vorgang. Die Teilnehmenden können nun ihre eigenen individuellen Potentiale einbringen und sich den gemeinsamen Prozess individuell aneignen.

Methodenvielfalt

Unsere Arbeit zielt darauf lebendige Prozesse zu ermöglichen, die eigendynamisch zu überraschenden und ermutigenden Ergebnissen führen. Methoden sind für uns nützliche Werkzeuge, die unsere Anliegen strukturiert unterstützen. Doch jedes Werkzeug beeinflusst die Ergebnisse und so ist es uns wichtig, dass unser Methodenrepertoire keinem Schematismus folgt, sondern sich an den Bedürfnissen der Teilnehmenden und den immer wieder verschiedenen Anforderungen der Aufgaben orientiert. Deshalb bedienen wir uns einerseits bekannter Methodensets aus Facilitation, Moderation, Entwurfsarbeit, Open Space, Permakultur u.v.a. Andererseits entwickeln wir jederzeit Methoden "on the fly", angepasst an die Bedürfnisse des Momentes und der jeweiligen Aufgabe.